- Platen
- Platen,Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermụ̈nde, Dichter, * Ansbach 24. 10. 1796, ✝ Syrakus 5. 12. 1835; aus verarmter Adelsfamilie; war zunächst Offizier (Teilnahme am Frankreichfeldzug 1815), ließ sich beurlauben und studierte 1818-26 Jura, Philosophie und Naturwissenschaften; Bekanntschaft mit F. W. J. von Schelling, Jean Paul und F. Rückert u. a.; 1824 erste Italienreise; ab 1826 ständig in Italien. Platen erlangte v. a. als Lyriker Bedeutung, seine epischen (»Die Abbassiden«, 1835) und dramatischen Werke (z. B. die aristophanischen Komödien »Die verhängnisvolle Gabel«, 1826; »Der romantische Oedipus«, 1829) waren weniger erfolgreich. Sprachliche Schönheit nach antikem Maßstab war ihm das höchste Ziel, virtuos handhabte er die klassischen und romanischen Formen (Ode, Elegie, Romanze, Sonett) und ahmte die orientalischen kongenial nach (Ghasel). Dies brachte ihm den Vorwurf des Epigonentums ein (Literaturfehde mit H. Heine und K. Immermann). Mit seinen politischen Gedichten (z. B. die »Polenlieder«, 1831/32 entstanden, 1844 herausgegeben), die eine radikal-freiheitliche Gesinnung dokumentieren, wirkte er stark auf Zeitgenossen wie G. Herwegh und F. Freiligrath. Sein Ästhetizismus erfuhr neue Wertschätzung vom Münchner Dichterkreis und vom George-Kreis, auch bei A. Holz, D. Liliencron und T. Mann lässt sich sein Einfluss nachweisen. Der Grundton von Platens Lyrik ist häufig schwermütiges Pathos; trotz aller Formstrenge wird die persönliche Tragik des lebenslang unter seiner Homosexualität leidenden Dichters deutlich, wovon auch seine Tagebücher Zeugnis ablegen. Bis heute populär blieben Platens vom Italienerlebnis bestimmte Gedichte, v. a. die »Sonette aus Venedig« (1825) und die Ballade »Das Grab im Busento« (1820).Ausgaben: Tagebücher, herausgegeben von G. von Laubmann u. a., 2 Bände (1896-1900, Nachdruck 1969); Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, herausgegeben von M. Koch u. a., 12 Teile (1910; Nachdruck 1969, 6 Bände); Werke, herausgegeben von J. Link, Band 1 (1982, mehr nicht erschienen); Tagebücher, herausgegeben von R. Görner (1990).F. Redenbacher: P.-Bibliogr. (Neuausg. 1972);P. H. Bumm: A. Graf v. P. Eine Biogr. (1990).
Universal-Lexikon. 2012.